Wind im Waldverfasst am 05.06.2012 von Carmen Schulz

Erst kürzlich habe ich einen Artikel (F.A.Z. 29. Mai 2012) über Offshore-Parks gelesen. Dabei ging es auch darum, dass diese riesigen Parks nicht nur Leben zerstören, sondern auch neues Leben ermöglichen. Muscheln setzen sich beispielsweise vermehrt an den Trägerstrukturen der Rotoren an und scheinen sich dort fern ab von Fischernetzen reichlich zu vermehren. Welche Konsequenzen die dadurch neu entstehenden kleinen Ökosysteme auf die Natur oder gar auf die technischen Anlagen haben, ist weniger geklärt. Die Gelder für Langzeitstudien fehlen und die Energiewende ist beschlossen.

Bei über 22.000 Windrädern in Deutschland und einem kontinuierlichen Ausbau der Windenergie lohnt es sich mal einen näheren Blick auf diese teils gigantischen Maschinen zu werfen. Im Windenergiemarkt gibt es nicht nur die sogenannten Offshore-Anlagen, sondern auch Onshore-Anlagen bzw. die Möglichkeit des Repowerings.

Offshore

Von Offshore-Anlagen redet man in der Windenergie, wenn es sich um Anlagen „außerhalb der Küstengewässer liegend“ handelt. Offensichtlich müssen diese Anlagen hohe technische Herausforderungen bestehen, wie Meerestiefe, Wind, Wellen, Salzgehalt des Wassers und der Luft. Der Aufwand von Reparatur und Wartungsarbeiten und den Kosten für Material und Konstruktion ist ebenfalls sehr hoch geschweige denn von der Notwendigkeit des Stromtrassenausbaus und der intelligenten Einsteuerung des Stroms in die Netze. Aufgrund der Vielzahl an Herausforderungen von Offshore-Anlagen haben ungenutzte Flächenpotentiale für Windparkanlagen im Binnenland eine wachsende Bedeutung.

Onshore

Onshore-Anlagen sind auf dem Festland installiert. Hier bestehen die technischen Herausforderungen eher in der Höhe der Anlagen, da erst weit über Baumkronen eine effiziente Windgeschwindigkeit vorzufinden ist. Bei Nabenhöhen (Definition: Die Nabenhöhe bei Windkraftanlagen beschreibt die Höhe der Gondel einer Windkraftanlage über dem Turmfuß. Sie stellt weder die Gesamthöhe der Windkraftanlage noch den Abstand der Rotorblätter zum Erdboden dar. Durch Addition der Rotorblattlänge und der Nabenhöhe ergibt sich die Gesamthöhe der Windkraftanlage.) von 135 m und Rotorendurchmesser von über 100 m ist diese Herausforderung bereits gemeistert. Zur Errichtung dieser Onshore-Anlagen bedarf es vor allem des richtigen Ortes, einer guten Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichsten Akteuren sowie der Berücksichtigung von Fauna und Flora. In Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg wurde 2011 ein Windatlas erstellt, der für Standortentscheidungen für Windkraftanlagen zu Grunde gelegt wird. Gerade forstwirtschaftlich genutzte Waldgebiete gewinnen für solche Anlagen (Wald-Windpark) an Bedeutung, da ihre dezentrale Lage, ihre Ausdehnung sowie große Entfernung zu Wohngebieten und dadurch gedämpfte Sichtbarkeit, Interessenskonflikte vermeiden können. Auch entlang von Hauptverkehrswegen und Hochspannungsfreileitungen bestehen ungenutzte Flächenpotentiale.

Repowering

Und was ist mit den bereits bestehenden Anlagen? In den letzten zwanzig Jahren hat sich schließlich einiges getan. So konnte der Ertrag der Windkraftanlage seit Einführung beispielsweise drastisch gesteigert werden (Anfang der 90er Jahre: 400 000 kWh/Jahr; heute: 7 mio. kWh/Jahr). Bei Bestandsanlagen kann sich eine Aufrüstung der Anlagen lohnen, wenn hierdurch beispielsweise der Energieertrag durch eine Erhöhung der Nabenhöhe oder einer Erhöhung des Rotordurchmessers erheblich gesteigert werden kann. Durch die bereits vorliegenden Datenlagen können hier auch zuverlässige Zukunftsprognosen getroffen werden. Und die Anlagen sind bereits ans Stromnetz angeschlossen, was ebenfalls zur Steigerung der Kosteneffizienz beiträgt.

 

Der Ausbau von Windparkanlagen egal ob off- oder onshore ist durch die staatliche Strom-Abnahmegarantie nicht mehr aufzuhalten. Spannend bleibt jedoch, wie sich die Natur darauf einstellt. Das werden wir jedoch erst in mehreren Jahren wissen.

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