Was heißt hier klimaneutral?verfasst am 20.03.2012 von Carmen Schulz

Klimaneutrales Gemüse, klimaneutraler Wein, klimaneutrales Unternehmen? Was genau steckt da eigentlich dahinter?

Ein CO2-Fußabdruck spart bares Geld

Der Wunsch, klimaneutral zu sein bzw. zu agieren hat viele Aspekte. Sicherlich ist es ein Überzeugungsthema, aber die Klimaneutralität kann Unternehmen auch einen ökonomischen Vorteil bringen. Neben einem öffentlichkeitswirksamen Engagement können Klimaschutzkampagnen innerhalb eines Unternehmens dazu dienen, Transparenz zu schaffen, Emissionstreiber zu identifizieren und zu reduzieren, Innovationen anzustoßen und auch darum den Energie- und Rohstoffaufwand zu senken. Dafür muss man aber wissen, wie viel klimawirksame Emissionen im Wertschöpfungskreis eines Produkts oder eines Unternehmens überhaupt entstehen. Das geschieht durch den Product oder den Corporate Carbon Footprint.

Der Weg zum grünen Fuß

Nehmen wir die Bezeichnungen Corporate Carbon Footprint oder Product Carbon Footprint mal wortwörtlich, dann sind das Kohlenstoffdioxid-Fußabdrücke eines Unternehmens bzw. Produkts. Gängige Wörterbücher übersetzen Carbon Footprint dann schon eher als die CO2-Bilanz. So jetzt müsste doch alles klar sein, oder?

 

Ganz so ist es in der Praxis aber nicht! Hauptgrund liegt wohl daran, dass es wenige anerkannte Standards wie z. B. das GHG Protocol oder den ISO 14064 zum Erfassen, Berechnen und Dokumentieren dieses CO2-Fußabdruckes gibt und sich noch kein Standard international durchgesetzt hat.

In einem Memorandum zum Product Carbon Footprint, das in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Umwelt erstellt wurde, wird folgende Definition angeboten: „Der Product Carbon Footprint („CO2-Fußabdruck“) bezeichnet die Bilanz der Treibhausgasemissionen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts in einer definierten Anwendung und bezogen auf eine definierte Nutzeinheit.“ Es versteht sich nahezu von selbst, dass nun im Memorandum eine nähere Spezifizierung dieser Definition notwendig ist: „Dabei werden als Treibhausgasemissionen all diejenigen gasförmigen Stoffe verstanden, für die vom Weltklimarat IPCC ein Koeffizient für das Treibhauspotenzial (THP; engl.: Global Warming Potential = GWP) definiert wurde. Der Lebenszyklus eines Produkts umfasst dabei die gesamte Wertschöpfungskette: von Herstellung und Transport der Rohstoffe und Vorprodukte über Produktion und Distribution bis hin zu Nutzung, Nachnutzung und Entsorgung. Der Begriff Produkt steht als Oberbegriff für Waren und Dienstleistungen.“

Das heißt also, ein Product Carbon Footprint misst alle klimawirksamen Emissionen, die entlang des gesamten Wertschöpfungskreises entstehen. Demnach hat beispielsweise ein Apfel aus Asien, der in Deutschland verkauft wird, im Vergleich zu einem Apfel, der regional verkauft wird, allein schon aufgrund der zu berücksichtigenden Transportwege einen ungleich höheren Product Carbon Footprint. Übertragen auf den Corporate Carbon Footprint werden demnach alle klimawirksamen Emissionen gemessen, die innerhalb eines ganzen Unternehmens während der kompletten Wertschöpfungskette anfallen.

Klimaneutralität basiert auf Investitionen

Natürlich sind Treibhausgasemissionen bis zu einem gewissen Grad unvermeidlich. Die Aufstellung eines Carbon Footprints ist hochkomplex und aufwendig. Aber die ernsthafte, systematische und standardisierte Messung des Fußabdrucks sowie die Nutzung daraus abgeleiteter CO²-Reduktionspotentiale können zu Einspareffekten und Imagegewinnen führen. Letzterer wird meiner Meinung nach jedoch immer von der Transparenz und Glaubwürdigkeit des Unternehmens abhängen. Ein Engagement in Klimaschutzprojekte allein wird nicht ausreichen.

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